Ur- und Frühgeschichte
Die Anwesenheit von Menschen in dieser Gegend ist durch archäologische Funde in der Umgebung seit der mittleren Steinzeit (Mesolithikum) belegbar. In der Römischen Kaiserzeit (etwa ab Christi Geburt) war die Gegend von Luckenwalde Siedlungsgebiet der germanischen Semnonen. Burgunder zogen während der Völkerwanderungszeit durch das Gebiet nach Westen.
Der Ort Lugkin im frühen und hohen Mittelalter
Seit dem späten 7. und 8. Jahrhundert siedelten aus Ostmitteleuropa eingewanderte Slawen in Brandenburg und der Niederlausitz. Das vergleichsweise dünn besetzte Gebiet um Plane, Nieplitz und Nuthe tritt später als pagus Ploni (Gau) in den Quellen auf und gehörte wahrscheinlich zum Siedlungsgebiet der Heveller (siehe Karte). Bis zum Beginn der hochmittelalterlichen Ostsiedlung im 12. und 13. Jahrhundert und noch weit darüber hinaus prägten Slawen die lokale Geschichte.
An der Stelle, an der heute Luckenwalde liegt, existierte der slawische Ort Lugkin. Aus Lugkin wurde später die deutsche Bezeichnung Luckenwalde. Dabei bedeutet Lug Bucht, Biegung oder Bogen. Dies bezieht sich auf die Lage in einer Bucht des Baruther Urstromtals und auf den Flusslauf der Nuthe.
Wahrscheinlich im frühen 10. Jahrhundert wurde eine hölzerne Burg mit Wall, Palisadenzaun und drei wasserführenden Gräben errichtet. Der innere Durchmesser dürfte etwa 60 bis 80 Meter betragen haben. Um das Jahr 1007 geriet Lugkin unter die Vorherrschaft des expandierenden Piastenstaats. In der Mitte des 12. Jahrhunderts - während des Wendenkreuzzugs - gelangte Lugkin unter die Vorherrschaft der Wettiner. Die slawische Burg wurde geschleift und durch neue Anlagen in Stein ersetzt.
Erste Erwähnung
Die Burganlage wurde am 28. Dezember 1216 durch das Bistum Brandenburg als Lukenwalde erstmals urkundlich erwähnt. Sie bildete das Zentrum eines Burgwardbezirks. Der noch heute existente Marktturm war ein Teil jener Burganlage.
Kloster Zinna und Entwicklung zur Handelsstadt
1285 kaufte das Zisterzienserkloster Zinna die Stadt und die Burg. Bis dahin waren diese im Besitz der magdeburgischen Ministerialen von Richow gewesen. Die Stadt wurde als Oppidum (befestigte Marktsiedlung) bezeichnet.
Luckenwalde lag am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Straßen. Der Salztransport aus Halle in Richtung Berlin lief über Luckenwalde.
Luckenwalde begann verstärkt und erfolgreich Bier zu brauen und zu verkaufen. Laut Theodor Fontane schien das Nuthefließ nur dazu da zu sein, um in die (Luckenwalder) Bottiche und Braupfannen zu fließen. Dies führte zu einer Beschwerde durch die Stadt Jüterbog, welche sich in ihren Stadtrechten beschnitten sah. Der Streit um das Bier hatte eine lange Fehde mit Jüterbog zur Folge, der laut Fontane am liebsten handfest auf allen Kirchweihen ausgetragen wurde und Jüterboger Spottverse hervorbrachte wie: Lieber die Rute, als Luckenwalde an der Nuthe.
Der Erzbischof Gunther von Magdeburg bestätigte jedoch am 9. Januar 1430 das Brau- und das Handelsrecht. Damit erhielt Luckenwalde erste Stadtrechte. 1471 wird erstmals ein Bürgermeister erwähnt. 1540 erhält Luckenwalde sein erstes Stadtwappen. Luckenwalde erhält das Privileg eines zweiten Marktes 1562.
Schornsteine statt Luch im Wald
Theodor Fontane beschrieb auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg die Wandlung zur Industriestadt: «Luch im Wald und Luckenwalde» – wann sich der Umschwung ... zu vollziehen begann, ist nicht genau mehr zu bestimmen. ... Es war ... noch Luch im Wald, als die Mönche von Kloster Zinna kamen und eine christliche Kirche neben dem heidnischen Wartturm bauten; aber Luch im Walde wurde Luckenwalde in demselben Augenblick, wo König Friedrich Wilhelm I. sich ins Mittel legte und der erste Webstuhl voigtländischer Weber in Luckenwalde zu klappern begann. Das Mittelalter war hin und die Neuzeit fing an. ... Nicht mehr die Kirche bildet den Mittelpunkt geistigen Lebens, städtischer Interessen, sondern der Schornstein, der«Stylit des Gewerbefleißes». ... Luckenwalde ist eine Stadt mit 10.000 Einwohnern und 50 Schornsteinen. Die Wandlung zur Industriestadt verlief chronologisch wie folgt:
Brandenburg und Entwicklung zur Industriestadt
1680 übernahm Brandenburg - Preußen die Herrschaft über Luckenwalde. 1684 gründete der Zeugmacher Christian Mauhl aus Schandau in Sachsen ein Unternehmen zur Versorgung der preußischen Regimenter. Weitere Tuch- und Zeugmacher folgen. 1745 wird Luckenwalde zur Amtsstadt.
Nach dem großen Stadtbrand in Gera zogen 1780 und 1781 24 Tuchmacherfamilien nach Luckenwalde. Es entstand eine 'Große Fabrik', aus der später der Betrieb Volltuch hervorging. 1808 erhält Luckenwalde durch die Städtereform des Freiherrn vom Stein endlich komplette Stadtrechte. 1875 stellten sich einige Tuchfabrikanten auf die Hutproduktion um und wurden zur Konkurrenz für die Hutstadt Guben.
Nachdem sie 1841 an die Bahnlinie Berlin-Halle, die Anhalter Bahn, angeschlossen wird, wächst die Stadt weiter. Mitte des 19. Jahrhunderts ist Luckenwalde ein Industriezentrum, man zählt 1858 15 öffentliche Gebäude, 736 Wohnhäuser und 1169 Wirtschaftsgebäude.
1867 patentiert Hermann Henschel den Pappteller. Luckenwalde entwickelt sich zur Stadt der Schornsteine. Wichtige Fabriken sind ein Pianowerk und das Feuerlöschgerätewerk. In der Weimarer Republik sind daher auch Sozialdemokraten und Kommunisten stark vertreten. 1930 wird ein Gemeinschaftsgebäude einer Schule und des Stadttheaters im Bauhaus-Stil fertiggestellt.
1901 zählt der Chronist 19 Tuch- und Buckskinfabriken, 12 Hutfabriken, 21.000 Einwohner und 1.400 Wohnhäuser in Luckenwalde.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt weitgehend verschont. Es kam nur zu wenigen Schusswechseln, als die Rote Armee am Morgen des 22. April 1945 Luckenwalde einnahm. In der Umgebung aber wurde in Wald- und Luchgebieten zwischen dem 25. April und dem 1. Mai 1945 heftig gekämpft. Von 1939 an bis zum Ende des Krieges 1945 existierte das Kriegsgefangenlager Stalag III A. Hier waren Kriegsgefangene aus 10 Ländern inhaftiert. Mehr als 5.000 Gefangene - besonders aus der Sowjetunion - starben insbesondere an Hunger und Krankheiten. Der Lagerfriedhof und eine Ausstellung im Heimatmuseum erinnern an diese Zeit.
DDR-Zeit
Am 24. August 1945 wurde Luckenwalde die Kreisstadt des Kreises Luckenwalde-Jüterbog. Zuvor war dies Jüterbog gewesen. In der DDR wurden 1952 Luckenwalde und Jüterbog eigenständige Kreise. Luckenwalde wurde Kreisstadt des Kreises Luckenwalde. Auch in der DDR behielt Luckenwalde seine Stellung als wichtiger Industriestandort. Wichtige Betriebe sind Volltuch, das Wälzlagerwerk, Kontaktbauelemente, Piano-Union, Baustoffwerk, das Feuerlöschgerätewerk, Hutmoden, Luwal, Plastverarbeitung Luckenwalde (VEB Beschläge) und der Spirituosenhersteller Falckenthal.
Dies führte zu verstärktem Wohnungsneubau. Bei Bauarbeiten am Neubaugebiet Burg wurden historische Gegenstände aus der Zeit des slawischen Burgwalls entdeckt und ausgegraben.
In der Schmenkel-Schule in Luckenwalde wurde eine Russisch-Förderklasse eingerichtet, die bereits in der 3. Klasse mit dem Russischunterricht begann. Der Sport wurde mit einer Kinder- und Jugendsportschule (KJS) gefördert. Der Ringer Hans-Dieter Brüchert des Dynamo Luckenwalde holt sich in den Olympischen Spielen 1976 in Montréal die Silbermedaille. Der 1949 in Luckenwalde geborene Hartmut Briesenick errang 1970 und 1974 den Europameistertitel im Kugelstoßen.
Schon zu DDR-Zeiten begann die Einwohnerzahl in Luckenwalde langsam abzunehmen. Nach dem Krieg waren es fast 30.000 Einwohner, diese Zahl sank auf etwa 27.000 ab.
Nachwendezeit
1993 wurden die Kreise Luckenwalde, Zossen und Jüterbog zum Landkreis Teltow-Fläming zusammengeschlossen. Luckenwalde wurde die Kreisstadt des neugebildeten Kreises.
Luckenwalder Kreishaus1995 wurde der Beschluss zum Bau eines neuen Kreishauses in Luckenwalde gefasst. Im Jahr 2000 wurde der 24.800 m² große Gebäudekomplex offiziell eingeweiht.
Der Abwanderungstrend aus DDR-Zeiten setzte sich nach der Wende verstärkt fort. Die Einwohnerzahl sank von 26.544 im Jahr 1990 über 22.111 im Jahre 2001 (83,3%) auf 20.854 (ohne Eingemeindungen) im Jahre 2004. Durch die Abwanderung hauptsächlich der Jugend und eingebrochener Geburtenzahlen stieg der Altersdurchschnitt rapide. Außerdem kam es wie in anderen ostdeutschen Städten zu einem verstärkten Wohnungsleerstand.
Die Bedeutung als Industriestadt ging verloren. Viele Betriebe wurden geschlossen und die Arbeitslosigkeit stieg auf 23,7% (im Januar 2005). Daher wurden Aktivitäten unternommen neue Schlüsseltechnologien anzuziehen (zum Beispiel Biotechnologiepark) und den Dienstleistungssektor zu stärken.